„Hermine, bitte schleudern!“

Oberpfälzer stellt auf Cebit Waschmaschine mit Spracherkennung vor

von Manfred Hummel

„Hier ist Hermine, die sprachbegabte Waschmaschine“, sagt eine freundliche Frauenstimme. „Hallo Hermine“, antwortet der Hausmann, „bitte eine Vorwäsche, dann 95 Grad Kochwäsche, mit 1400 Umdrehungen schleudern, und das Ganze in einer halben Stunde starten“. Auf Wunsch gibt Hermine Tipps zum passenden Waschmittel, empfiehlt das geeignete Programm und weiß, wie Kaugummi oder Kerzenwachs aus den Stoffen zu entfernen sind. Für Anfänger hält Hermine einen Vortrag über alles Wissenswerte rund ums Waschen, etwa wie man die Textilien sortiert, die Trommel belädt und was die Pflegesymbole bedeuten.

Die „Waschmaschine mit Spracherkennung“ gehört zu den Neuheiten auf der Computermesse Cebit vom 12.bis 19.März in Hannover. „Für uns ist es ein Vorschmecken, wie die Leute reagieren. Kaufen sie das Produkt, dann geht es in die Produktion“, erläutert Angelika Salmen von der Regensburger Firma „Speech Experts – Gesellschaft für innovative Sprachtechnologie GmbH“. Fünf Gründer haben das Unternehmen vor einem Jahr auf die Beine gestellt. Sie kommen vom Lehrstuhl für Informationswissenschaft der Universität Regensburg, an dem seit über 15Jahren auf dem Gebiet der sprachlichen Anwendung geforscht wird. Die jungen Wissenschaftler haben bereits an zahlreichen anderen Projekten mitgearbeitet, etwa sprachlichen Bedienungsanleitungen für die Mercedes-S-Klasse oder den AudiA8. Standardisierte Dialoge sind auch mit dem Geschirrspüler oder der Heizung möglich – allerdings nur auf Hochdeutsch. Hermine „sitzt“ in einer Waschmaschine von Siemens. Findet der Prototyp Anklang, wird er in absehbarer Zeit im Laden stehen.

Speech Experts ist eine von 700 bayerischen Firmen, die sich auf der weltweit größten Messe der Informations- und Kommunikationstechnik präsentieren. Die Bayern sind in allen Bereichen vertreten, vor allem bei Software und mobiler Kommunikation. 75Prozent der Firmen kommen aus München und Oberbayern, elf Prozent aus Mittelfranken, fünf Prozent aus Schwaben und drei Prozent aus der Oberpfalz. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der bayerischen Aussteller zwar um 14 Prozent zurückgegangen, aber „auch klamme Firmen gehen hin, um sich zu zeigen“, sagt Ulrich Koch von der Deutschen Messe AG. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gingen von dieser Leitmesse wichtige Impulse aus. Dabei sind keine virtuellen Höhenflüge gefragt, sondern konkrete Anwendungsmöglichkeiten. Etwa E-Government, die Vernetzung der Behörden für die schnelle Kommunikation mit den Bürgern – einer der technischen Trends der Messe. Hinter dem elektronischen Personalausweis steckt ein gigantischer Markt. Ein weiterer Schwerpunkt ist die „Konvergenz der Systeme“, das Bemühen, die unterschiedlichen Medien und Datenströme miteinander kompatibel zu machen. Bayern, nach Nordrhein-Westfalen (848 Aussteller) am stärksten vertreten, unterhält einen Gemeinschaftsstand mit 13 Firmen und neun wissenschaftlichen Instituten der beiden Münchner Universitäten sowie der Unis aus Erlangen, Regensburg und Bamberg. Um die Kontaktfähigkeit zu fördern, erhielten die Mitarbeiter des Standes eine professionelle Messeschulung, „damit sie nicht mehr mit dem Rücken zum Besucher vor ihren Bildschirmen brüten“, berichtet Josef Nassauer, Geschäftsführer der Gesellschaft Bayern innovativ. So manches kleine Unternehmen hole auf der Cebit Aufträge für ein bis zwei Jahre, weiß Nassauer von früheren Messen.